Fachtagung „Jugendhilfe – neu gedacht?!“

Im Zentrum der diesjährigen Fachtagung der Norddeutschen Gesellschaft für Bildung und Soziales (NBS) stand das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz.

Der Wonnemonat Mai ist gekommen und die Sonne lacht den rund 130 Teilnehmer:innen auf der Fachtagung der Norddeutschen Gesellschaft für Bildung und Soziales entgegen. Am 03.05.23 geht es im Tagungs- und Freizeitzentrum des BerufsBildungsWerks um das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG), das auf seine Umsetzung drängt. Die Tagung fragt nach Folgen des Gesetzes für die Arbeit des Fachpersonals vor Ort.

Zu Beginn gibt der Vortrag von Herr Dr. Björn Hagen einen hilfreichen Überblick. Herr Dr. Hagen ist Geschäftsführer des Evangelischen Erziehungsverbandes (EREV) e.V., der in diesem Jahr Partner des Fachtages ist. Er erklärt, dass das KJSG im Wesentlichen fünf Säulen berührt:

  • Besserer Kinder- und Jugendschutz
  • Stärkung von Kindern in Pflegefamilien und Einrichtungen
  • Hilfen aus einer Hand
  • Mehr Prävention vor Ort und
  • Beteiligung

Vieles ist noch unklar und bedarf einer weiteren gesetzlichen bzw. politischen Klärung. Dennoch wird die große Bedeutung des neuen Gesetzes bereits jetzt deutlich. Es soll die selbstbestimmte Teilhabe für Kinder und Jugendliche mit oder ohne Beeinträchtigung stärken, ihnen einen besseren Schutz zukommen lassen, mehr Beteiligung ermöglichen und weitere Beschwerdemöglichkeiten eröffnen.

Frau Judith Owsianowski berichtet im zweiten Vortrag des Tages vom Bundesprojekt „Inklusion jetzt!“ und von Trägern, die Vorreiter sind, wenn es um „Hilfen aus einer Hand“ geht. Sie erklärt den besonderen Lernprozess zur Diversität, den diese Einrichtungen gehen, die Offenheit für Anderssein und die Sensibilität für Exklusionsfaktoren. Ziel des Projektes ist das Miteinander der freien und öffentlichen Träger und damit eine Beeinflussung der politischen Prozesse und gesetzlichen Weiterentwicklung. Inklusive Jugendhilfe geht nur gemeinsam und zwar von Anfang an. Es muss ein multiprofessionelles Team aus Eingliederungs- und Jugendhilfe sein, welches im ständigen Dialog mit angrenzenden Systemen steht.

Aufgegriffen wurde das Thema der „Hilfen aus einer Hand“ dann in der anschließenden Podiumsdiskussion, welcher sich Herr Dr. Michael Bartels (Unternehmensgruppe Pommersche Diakonie), Frau Judith Owsianowski (EREV), Frau Karina Kaiser (Sozialdezernentin LK VG), Herr Dr. Tim Bürger (Leitung Seminar für kirchlichen Dienst) und Frau Evelyn Theil (Diakonisches Werk MV) stellten. Hier ging es u.a. um die Verfahrenslots:innen, die bereits im Jahr 2024 etabliert werden müssen, um den Weg zum neuen KJSG mit seiner inklusiven Lösung zu ebnen. Laut Frau Kaiser wird sich bereits darum bemüht, Lotsen zu finden, die den facettenreichen Ansprüchen gerecht werden. Nach Ansicht von Herrn Dr. Bartels wären „Systemlotsen“ besser, denn das Hilfesystem ist derart komplex, dass der Antragsteller kaum eine Chance hat, hier durchzusehen. Frau Theil, die auch Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses ist, wünscht sich eine Möglichkeit, mit Träger der Jugendhilfe und Sozialhilfe Strukturen und Arbeitspakete zu schaffen. Sie wünscht sich analog zum Projekt „Inklusion jetzt!“ auch hier in MV den Mut für Erprobungsräume.

Nach einer Mittagspause fanden am Nachmittag Workshops statt, die die Themen des neuen KJSG wieder aufgegriffen haben. So ging es u.a. um das „Gewaltschutzkonzept“, „Ombudsstellen“, „Care Leaver“ oder auch die „inklusive Kinder- und Jugendhilfe“. Hier konnten die Teilnehmenden ganz nah neue Ideen sammeln und Praktisches für sich mitnehmen.